Unternehmer, die ein neues Unternehmen erwerben wollen, stellen sich natürlich die Frage, welcher Gewinn mit dieser Firma zu erzielen ist. Gleiches gilt, wenn ein bestehendes Unternehmen durch einen Existenzgründer übernommen werden soll. Vielfach gehen die Meinungen für den Verkaufspreis bei Käufern und Verkäufern weit auseinander. Der Verkäufer, der häufig aktueller Inhaber des Unternehmens ist, möchte aufgrund ideeller Werte natürlich einen hohen Verkaufspreis erzielen, der Käufer hingegen möchte möglichst wenig investieren, um seine Rendite zu steigern. Um zu ermitteln, ob sich eine Investition in ein neues Unternehmen wirtschaftlich überhaupt lohnt, gibt es verschiedene Methoden zur Unternehmensbewertung. Dies sind zum einen das Sachwertverfahren und zum anderen das Ertragswertverfahren. Da letzteres einen besseren Überblick über die aktuelle Situation des Unternehmens sowie die künftigen Ertragserwartungen gibt, hat sich das Ertragswertverfahren in der Praxis immer weiter durchgesetzt.
Im Rahmen des Ertragswertverfahrens wird auch der Kapitalisierungszinsfuß berechnet. Unter dem Kapitalisierungszinsfuß versteht man den möglichen Ertragsrückfluss aus einer Anlage. Um den Kapitalisierungszinsfuß errechnen zu können, müssen die möglichen künftigen Überschüsse ermittelt werden. Der Zinsfuß gibt dann den Zinssatz wider, mit dem diese zu erwartenden Rückflüsse des Kapitals diskontiert werden. Hiermit soll berücksichtigt werden, dass Erträge, die in späteren Jahren erzielt werden, nicht mehr den gleichen Wert haben wie die aktuell zur Verfügung stehenden Barmittel.
Hat der Investor beispielsweise 100.000 Euro investiert, könnte dieses Geld heute zum aktuellen Zinssatz angelegt werden. Kann das Unternehmen diese 100.000 Euro jedoch erst in fünf Jahren erwirtschaften, muss der Unternehmer in diesem Zeitraum auf die Verzinsung seines Geldes verzichten. Um dies zu berücksichtigen, ist der Kapitalisierungszinsfuß eine sehr wichtige Größe bei der Unternehmensbewertung. Somit ist es nämlich möglich, den reellen Wert einer Unternehmung genauer zu bewerten und zu berechnen.
Man muss allerdings berücksichtigen, dass für die Berechnung des Kapitalisierungszinsfußes künftige Entwicklungen wie etwa die Entwicklung von Zinsen, Inflation und Wirtschaft zugrunde gelegt werden. Hierbei handelt es sich jedoch nur um Schätzungen, so dass ein genauer Wert nie berechnet werden kann. Aus diesem Grund werden häufig Risikoaufschläge beim Kapitalisierungszinsfuß berücksichtigt.